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Eine Familienradreise durch Südamerika

Wüste, Küste & die Kordilleren

Nach den steilen Bergfahrten in Ecuador, verlief unsere Route erstmal durch die Wüste zur Küste. Die Strecke war unglaublich langweilig, die Menschen reserviert und manchmal sogar ignorant. Oft brachten sie nur ein Gepfeife und 'ey Gringos' über die Lippen. Ganz anderst wie wir es bisher auf unserer Reise gewohnt waren.
Die schwarze Asphaltstraße bot oft die einzigste Abwechslung in der kargen Landschaft, welche von weiten sandigen Felsbergen gesäumt wurde.
Dazu kam kontinuierlicher Gegenwind mit Sand-Peeling, den wir zumindest auf guter  und ebener Straße bewältigen konnten. Nach 4 Tagen war Jamun so gelangweilt, dass er sogar auf dem Fahrrad einschlief und bei zum Glück nur 8 km/h runterpurzelte. Danach hatte er ein gute Idee, die Langeweile zu überbrücken. Wir spielten "ich sehe was, was du nicht siehst".
Auf Grund der vermüllten Straße, fanden wir erstaunlicherweise viele Gegenstände.
Es war immer eine Erleichterung, wenn wir abends in ein kleines mit Lehmhäuser erbautes Oasenstädtchen rollten. Oft kam es uns vor als hätten wir uns verfahren und wären auf einem anderen Kontinent gelandet. Von allen Seiten zischten bunt geschmückte Tuk Tuks, die hier Mototaxis genannt werden, an uns vorbei. Das einzigste was sich hier von Asien unterschied, war die lateinamerikanische Musik, die aus jeder Ecke in den lautesten Tönen dröhnte.
Die Städtchen waren nett, doch die Versorgung sehr eingeschränkt. Die meiste Zeit gab es für uns wieder Reis mit Ei. Der Kaffee, wieder ein Erlebnis für sich. Hier wird kein Nescafé - Instant Café serviert, sondern zu der Tasse mit heißem Wasser, gibt es ein Kännchen mit dunklem, leicht zähflüssigem Kaffeeextrakt.
Nach 2 Wochen untouristischer Strecke, war es für uns ein Traum in dem beliebtem Badeort Huanchaco einzukehren. Denn Turismus, oder große Städte in Südamerika bedeutet gleichzeitig volle Versorgungsmöglichkeiten und vegetarisches Essen.
In kleineren Orten findet man in den Läden meist nur, Reis, Nudeln, Mais, Thunfisch und Kekse.
Am Strand legten wir eine kleine erste Pause ein und tauschten Räder gegen Surfbretter.
Nach dem sich unsere Beine erholt hatten, wollten wir zumindest eine Nacht in Trujillo im ältestem Casa de Ciclistas - in Südamerika verbringen. Für uns war es fast ein muss hier einzukehren, um die berühmte Gastfreundschaft von Lucho (Luis Alberto Ramirez) kennenzulernen. Sein Motto "mi Casa es tu Casa", wird dort in vollen Zügen gelebt. Lucho beherbergte seit 1985 fast 3000 Radreisende in seinem Casa und wir konnten uns in seinem 8. Gästebuch verewigen.
Nebenbei platzten wir gerade mitten in die Vorbereitungen des alljährlichen Radrennens "XXV Gran clásica de ciclismo amistad". Da unser Ziel, der Weg ist, verlängerte sich unser Aufenthalt von einer Nacht auf 5 Nächte,  damit Jamun an diesem Rennen teilnehmen konnte. Als jüngster Teilnehmer, schaffte er es voller Stolz  auf das 3. Treppchen. Lucho war so begeistert, dass er Jamun noch eine zusätzliche Ehrenmedaille verlieh.
Nach der kolonialen Küstenstadt Trujillo entschieden wir uns, das Flachland wieder gegen Berge einzutauschen, Gegenwind gegen  Rückenwind und gut asphaltierte Straßen gegen Schotterwege!
Ca. 65 km südlich von Trujillo, bogen wir in eine steinig holprige Privat-Straße Richtung Huaraz ab. Radfahrer können ohne Probleme die Schranke passieren. Vor uns lag ein 65 km langer und Menschenleerer Weg. Hin und wieder passierten wir ein kleines zerfallenes uns verlassenes Dörfchen mit Lehm-Ruinen. Eines davon spendete uns für eine Nacht einen Unterschlupf mit Sternenblick.
Wir radelten in angenehmer Steigung hinauf durch den Cañon Del Pato (Entenschlucht). In der malerisch beängstigende Schlucht, durchstießen wir 36 in Felsen gehämmerte Tunnel.
Die Cordillera negra und die Cordillera blanca werden oft nur von der schmalen Straße und dem Rio Santa getrennt. Hoch über dem Rio Santa öffnete sich die Schlucht und die ersten schneebedeckten Gipfel kamen zum Vorschein. Kurz vor der traditionellen Stadt Caraz zeigte sich Peru's größter Berg - Huascarán mit 6768m. Eine gute Entscheidung, diese wunderschöne Strecke gewählt zu haben. Nach knapp 332 km und 4850 Hm erreichten wir dann die touristische, überfüllte und stickige Stadt Huaraz auf 2960 msnm.
Wir füllten unsere Vorräte auf und verliesen gleich die Stadt, weiter hinauf in Berge.
In einer wunderschönen Steppenlandschaft, geziert von Boulder und eingehüllt von eindrucksvollen Gletschern, verbrachten wir ein paar Tage zur Akklimatisierung auf  3770 msnm.
Die klare Luft, das abendliche Lagerfeuer unter sternenreichem Nachthimmel, eine Wanderung zu der auf 4450 Meter hochgelegenen Laguna Churup, welche in strahlenden blaue-smaragdfarbenen Tönen leuchtete und die Herzlichkeit der Andenbewohner füllten uns mit neuer Energie, für den bevorstehenden Pass Huarapasca auf 4800 m, den wir morgen in Angriff nehmen werden...

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