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Eine Familienradreise durch Südamerika

Wadenkino durch Süd-Peru zur bolivianischen Grenze

Gesamtstrecke :             5.856 km
Gesamthöhenmeter :    78.808 m

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, etwas regelmäßiger zu schreiben, doch unsere Ruhetage wurden in Peru immer kürzer. Zum einen lag es bestimmt daran, dass wir für dieses riesige Land nur 90 Tage Visa bekamen und zum anderen weil ich schon länger nicht mehr beim bloßen Anblick eines Berges sofort zu jammern anfange und dabei nicht alle 500 Meter eine Pause brauche!
Endlich kann ich bergauf treten und nebenher sogar eine Unterhaltung führen bzw. zumindest auf Fragen antworten.
Nach unserer Schotterpiste durch den Huarascaran National Park, rollten wir zunächst auf solidem Asphalt förmlich dahin.
Der nächste Pass bei Cerro de Pasco auf  4399 müNN, radelten wir ohne große Mühe. Nachdem es kurz bergab ging, öffnete sich vor uns unerwarteterweise ein weites flaches Panorama.
Zum ersten Mal hatte ein gesprächiger Mann bei der Wegbeschreibung recht - TODO PLANITO!


Über 90 Kilometer, begleitete uns die dankbar flache Strecke auf einer Höhe von 4100 müNN. Goldene Steppe, blauer Himmel, Lamas und Vicuñas prägten die Landschaft.


Über eine weitere Abfahrt erreichten wir später die Stadt La Oroya. Das leuchtende Panorama wurde förmlich zerrissen und wir krachten in 'das' Bergbau-Zentrum von Peru.
Hier werden jährlich ca. 600.000 t des Gesteins aus den Bergen geholt, aus denen jeweils 55.000 t Metalle, wie Blei, Kupfer und Zink mit Schwefelsäure und dadurch mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung, ausgewaschen werden. Das Wasser ist verseucht und 99% der Kinder unter 10 Jahren sollen einen zu hohen Bleiwert im Blut aufweisen. Die Aufklärung der Gewerkschaft für die Bevölkerung: "esst gesund - viel Obst und Gemüse und alles ist in Ordnung!"
La Oroya gilt als einer der zehn am stärksten verschmutzen Orte der Welt. Und zum Dank gehen die meisten Gewinne der Metallförderung an die USA. Die Ausbeutung Südamerikas geht noch immer weiter.....


Die Berge um die Stadt scheinen in ihrer Blässe passend zur Geschichte, wie ausgelutscht und bekommen erst nach ein paar Kilometer ihre golden bewachsene Farbe zurück.
Kakteen und wilder Ginster zieren die Berge.

Jamun bei der Schlafplatzsuche - das perfekte Haus für uns und unsere Bikes!

Nach einem Ruhetag in Huancayo, kletterten wir erneut über einen 4000er Pass, um später hinunter durch das fruchtbare Mantaro-Tal zu fahren. Die Straße befährt sich durch die tiefe Schlucht meistens nur einspurig, doch zum Glück ist hier kaum Verkehr und ein Rad kann immer ausweichen! Entlang des Flusses gedeihen, bei gefühlt tropischem Klima, Mango-, Papaya- und Pfefferbäume.
In den kleineren Dörfer rannten uns diesmal nicht nur die Hunde hinter, sondern erfreute neugierige Kinder versuchten uns mit ihren flinken Beinchen einzuholen, oder radelten mit ihren quietschenden und viel zu großen Räder um die Wette. Für uns und unsere vollbepackten Esel waren sie jedoch wirklich potentielle Gegner!


Fotoshooting unterwegs.....

Die Farben der Felsen und die Vegetation ändern sich hier durch die gesamte Strecke in regelmäßigen  Abständen. Von saftig grünen Bäumen über Kakteen, die im Kontrast zu rot-leuchtenden Felsformationen stehen, dazwischen stetig der smaragdgrüne Rio Mantaro.  Szenenwechsel wie in einem Daumenkino - hier wohl eher Wadenkino ;)


Die zwischenzeitlich wieder schlechten Strassenverhältnisse, ließen unsere Räder ganz schön leiden. So hatte Torsten gleich zwei Speichenbrüche hintereinander. Der erste konnte ganz gut repariert und neu zentriert werden, aber der zweite....
Nach einigen Stunden Zentrierei anhand zweier Kabelbinder, entschieden wir uns in die nächste Stadt (Radladen) zu trampen.
Die Arbeit wurde uns erfreuterweise von einem Polizisten, der gerade eine Verkehrskontrolle durchführte, abgenommen.


Er zog jeden LKW aus dem Verkehr und bat den Fahrer uns mitzunehmen. Schon der dritte  LKW fuhr in unsere Richtung!
Wir luden unsere Räder in den Hänger und quetschten uns zwischen Holzkisten und Zementsäcke.
Die Polizei wünschte uns eine gute Reise und schloss die Anhänger-Tür.
Nach nur wenigen Kurven, wurde uns schlecht. Unser Sohn, fing an zu weinen und übergab sich.
Bevor er schließlich auf den Zementsäcken  einschlief, erwähnte er noch: "Ich will einfach nur mit den Fahrrad fahren!"
Nach zwei Stunden Fahrt und mittlerweile eingebrochener Dunkelheit, hielt der LKW in einem 5 Häuser-Dorf und meinte, wir wären da!
Da??      Wo??     In Panjal!     Aha...
Verwirrt standen wir am Straßenrand, bauten unsere Räderkarawane wieder auf und bevor wir überlegen konnten, wie es jetzt und hier weitergehen soll, bildete sich eine Horde Kinder  um uns herum.
 Ihre Fragen schossen wie wild um unsere Köpfe. Zwischenzeitlich kamen auch ein paar Erwachsene hinzu... Hier wird gerade der 7. Geburtstag des kleinen Fabrizio gefeiert und wir sind herzlich eingeladen mitzufeiern, schlafen können wir in der Garage!     Perfekt!


Es wurde bis spät in die Nacht getanzt und mit jeden Mengen Süßigkeiten und Chicha Morrada (dunkler Maissaft) gefeiert. Die Piñata wurde gegen 22 Uhr aufgehämmert  und danach wurde die Geburtstagstorte angeschnitten. Um Mitternacht, saßen die übriggebliebenen Erwachsenen im Kreis und tranken Bier. Bier trinken erinnert hier eher an ein Ritual.
Es geht eine Flasche und ein Glas im Kreis herum. Jeder schenkt sich genau einen Schluck ein, trinkt ihn und gibt dann die Flasche mit dem Becher weiter.  In der Mitte des Kreises steht ein Becher, in den der letzte Schaum-Rest geschüttet wird.
Natürlich verstanden wir die Art Bier zu trinken nicht gleich von Anfang an und gossen uns nach unserer Art den Becher voll. Die Peruaner amüsierten sich köstlich über uns Gringos ...

Nach weiteren Auf und Ab's erreichten wir Cusco.
Die Turistenmetropole kam uns vor, als wären wir Besucher in einem riesigen Freispiel-Theater.
Die Straßen waren sauber, an jeder Ecke standen meist zwei Mülleimer, einen für organische der
andere für unorganischen Müll bereit. Indigenas saßen in feiner glänzend neuer Tracht vor komplett verputzten und frisch gestrichenen Gebäuden, um sich fotografieren zu lassen.


ich muss hier anmerken, dass die traditionellen Andenbewohner,  aus Glauben an einer zu verlierenden Seele, sich nicht ihre Gesichter fotografieren lassen und ihre Tracht auf dem Lande natürlich ihre Spuren zeichnen.
Aber hier in Cusco ist alles möglich! Von Schwarzwälder Kirschtorte über rote Beete Gnocci, französischen Croissants zu Lama reiten...
Und  wenn man schon mal hier ist, darf man sich den Machu Picchu natürlich nicht entgehen lassen. Also Zähne zusammen beißen, Low Budget Weg buchen und sich den einmaligen Eintrittspreis von ca. 40€  gönnen.
Von Cusco ging es 7 Std Busfahrt über stetige Serpentinen. Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, warum wir unter anderem mit dem Fahrrad durch Südamerika reisen???
Weil Vater und Sohn mit anderen Transportmitteln schlecht wird!
Die letzten 2 Stunden Fahrt, natürlich Schotter und Schlaglöcher, hingen die zwei blassen Säcke auf mir. Jamun fing an zu weinen, er will  sein Fahrrad wieder haben und im nächsten Atemzug, kam es ohne Vorwarnung aus seinem kleinen Mund.
Nach einer weiteren 10 km Wanderung von Hidroelectrica kamen wir total  fertig und vollgekotzt in dem bunt beleuchteten Aguas  Calientes , oder
auch Machu Picchu Pueblo genannt, an. Ein Dorf, welches von jeder Verkehrsanbindung, außer dem überteuerten Turistenzug, vollkommen abgeschnitten ist. Wir irrten durch die bunten Lichter der Restaurants und suchten uns ein bezahlbares Hostel; Kleider auswaschen und das Machu Picchu Ticket kaufen.


Um das Weltkulturerbe nicht zu gefährden, werden laut UNESCO,  pro Tag nur 2500 Tickets verkauft. Aber die Peruaner geben dem nicht all zu viel Beachtung und verkaufen einfach die Tickets im Voraus. So besuchten wir mit einem Ticket für den 08. September, am 29.08. die Ruine!
Jamun entschied sich sofort, die über 2000 Stufen nach oben zu laufen, anstatt noch einmal in einen Bus zu steigen. Je höher wir kamen, desto schöner erleuchteten die magischen Berge des Tales.
Als wir uns  dem Eingang näherten, erlosch der magische Zauber.....
Ein einziges Getümmel, Geschnatter und Gedränge  der Menschen mit ihren Selfie -Sticks, um das schönste Postkarten-Foto von Ihnen zu schießen, erwartete uns. Noch schnell die Haare zur Seite, Schmollmund und es wird abgedrückt!
Dazwischen wanderten die platzierten mit Zahlen an den Ohren markierten Lamas.
Ein magischer Ort?


Für Jamun, war es das ganz sicher,  als er zwischen dem Gemäuer ein Goldstück des Inka Königs fand  ;)

Für uns gewann das Radfahren  noch mehr an Bedeutung von Magie!
Stille Momente, unbeschreiblich schöne Landschaften, freilaufende Lamas, kleine Lehmdörfer die selbst in der Gegenwart, durch ihre traditionellen Verbundenheiten, an biblische Bilder erinnern...
 So wie bei unserem Umweg zu den " Montañas de 7 colores"
Zusammen mit Mensch und Tier, fuhren wir zusammengepfercht zum Ausgangspunkt der Wanderung.


Ein malerisch magischer Umweg mit einem 10km Triathlon für Jamun!


Über heiße Quellen und  einen weiteren Pass, diesmal sogar mit Passschild und Höhenangabe, rollten wir in den gold-leuchtenden Altiplano hinein.


Er war nicht der höchste und schwerste, aber vielleicht wurde ihm gerade wegen dem 'sanften Anstieg' dieses Schild gewidmet?!?



Schon auf dem ersten kleinen See, sahen wir Flamingos, welche auf dem Altiplano keine Seltenheit  sind....


Entlang des Sagen und Legenden  umwobenen  Titicacasees, fuhren wir Richtung Grenze. Mit unseren Gedanken sind wir schon in unserem neuen Reiseland, welches voller weiterer Abenteuer, Kultur und Neugierde wartet....


                                 ADIOS PERU !!!

2 Kommentare:

  1. Ihr Rockstars! Ganz viel Liebe in eure Richtung, lasst weiter von euch hoeren!

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